Was ist Eisbaden – außer eiskalt?
Eisbaden (auch Winterbaden genannt) ist das Baden in freien Gewässern bei Wassertemperaturen von 5°C bis nahe 0 °C. also um den Gefrierpunkt -nicht zu verwechseln mit Eisschwimmen, wo es im Gegensatz tatsächlich um die aktive Bewegung im Wasser geht. Als Richtwert für die Dauer des Bades wird die Zeit an die Wassertemperatur angepasst. So sollten Sie 15°C kaltes Wasser höchstens 15 Minuten, 10°C kaltes höchstens 10 Minuten, 5°C 5min, usw. genießen. Das Eisbaden erfreut sich in Skandinavien seit Langem großer Beliebtheit, aber seinen Ursprung hat es in Russland, wo es die russisch-orthodoxen Christen als religiöses Reinwaschungsritual durchführen. Seit vielen Jahren hat es sich nun auch bei uns entwickelt und gilt heute als Megatrend. So gibt es fürs gemeinsame Frieren in einigen Städten bereits Vereine wie die „Berliner Seehunde“ oder die „Leipziger Pinguine“.
Die Wirkung des Eisbades auf den Körper – was passiert mit ihm?
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht sonderlich verlockend wirkt, sich im Winter freiwillig ins kalte Nass zu begeben, kann sich die Überwindung lohnen und positive Effekte auf unsere Gesundheit haben.
Dabei funktioniert unser Organismus nach dem Motto „Alles, was dich nicht umbringt, macht dich stärker“. Unser Körper versucht, seine Kerntemperatur konstant zu halten. Kaltreize stören dieses Gleichgewicht und die Reaktion ist eine starke Steigerung der Durchblutung, damit sich der betroffene Bereich rasch wieder erwärmt. Die regelmäßige Anwendung von kaltem Wasser trainiert diese Reaktion. Der Körper lernt dabei, den Kaltreiz immer besser zu verarbeiten. Dieses Regulationstraining wirkt sich positiv auf den Körper aus, denn es stärkt das Immunsystem, hilft beim Stressabbau, trainiert das Kreislaufsystem und es macht weniger kälteempfindlich, die körpereigene Abwehr wird gestärkt. Eisbaden sorgt für eine Verengung der Gefäße in der Haut, um den Körper vor einem Abfall der Kerntemperatur unter 36 Grad zu schützen und kurbelt so durch den Kalt-Warm-Wechsel die Blutzirkulation an. Beim Eisbaden wird außerdem Fettgewebe aktiviert, das Energie direkt in Form von Wärme freigibt und ein Hormoncocktail aus Adrenalin, Endorphinen und Kortison sorgt für eine schnelle Erholung vom Schock.
Was sind die Vorteile von Eisbaden?
Eisbaden macht glücklich
Die Menschen in den skandinavischen Ländern sind im Durchschnitt am glücklichsten, aber hat das auch mit der Tradition des Eisbadens zu tun? Ganz eindeutig lässt sich das natürlich nicht feststellen, aber das Eintauchen ins Eiswasser fördert tatsächlich die mentale Stärke. Erst die Überwindung zu einer scheinbar unmöglichen Aufgabe, dann der Erfolg, wenn man es tatsächlich geschafft hat, und zusätzlich der Ausstoß von Hormonen sorgen für ein Glücksgefühl und mehr Selbstsicherheit.
Eisbaden stärkt Herz und Kreislauf
Eisbaden sorgt durch die Kalt-Warm-Reize für eine stärkere Durchblutung, was sich positiv aufs Herz-Kreislauf-System auswirkt, Ablagerungen in Arterien vorbeugt und vor Bluthochdruck schützt.
Eisbaden beugt Krankheiten vor
Auch die Schleimhäute werden besser durchblutet, sodass Viren und Bakterien über Nase und Co. schwerer eindringen können. Beim regelmäßigem Baden im Eis(etwa alle 2-3 Tage) konnte außerdem eine Stärkung des Immunsystems festgestellt werden.
Eisbaden fördert die Regeneration
Viele Leistungssportler schwören auf das Bad in der Eistonne nach einer harten Sporteinheit. Vor allem bei starken Belastungen kann ein Eisbad helfen, die Abfallprodukte des Stoffwechsels schneller Abzutransportieren und auch Entzündungsreaktionen durch kleine Verletzungen des Gewebes treten nach dem Eisbaden seltener auf.
Wie ist mein Kalorienverbrauch beim Eisbaden?
Plätzchen, gebrannte Mandeln und Gänsebraten – Winter und Weihnachtszeit sind ohne Zweifel die Zeit des Genusses und wäre es da nicht praktisch, eine schnelle und gesunde Möglichkeit zu haben, die Kalorien wieder loszuwerden?
Tatsächlich wird beim Baden im kalten Nass die Fettverbrennung von braunen Fettzellen angeregt, um dem Körper Wärme zu liefern. Auch einige Stunden nach dem Schwimmen kann man einen „Nachbrenneffekt“ und somit weiterhin erhöhten Kalorienverbrauch feststellen. Der exakte Kalorienverbrauch lässt sich aber nicht festlegen, da er von Faktoren wie Körpergewicht, Größe und Dauer des Eisbades abhängt. Man kann aber grob davon ausgehen, dass bei 15 Minuten im Eiswasser ca. 250 Kalorien verbrannt und die Stoffwechselrate von braunem Fett um etwa 15% erhöht wird.
Wie mache ich ein Eisbad? Rein in die Badesachen und los geht’s?
Bereiten Sie sich vor
Vor allem für Untrainierte und Anfänger ist es enorm wichtig, den Körper langsam an den neuen Reiz zu gewöhnen und mit kaltem Duschen am Morgen oder Wechselduschen einzusteigen. Dabei trainieren Sie am besten auch schonmal ein ruhiges Atmen, was Sie für die Sicherheit im eiskalten Gewässer benötigen.
Wärmen Sie sich auf
Vor und nach jedem Eisbad sollten Sie sich durch Bewegung, warme Kleidung oder einen heißen Tee ausgiebig aufwärmen.
Schützen Sie ihren Kopf
Der besonders empfindliche Kopf sollte unbedingt durch eine Mütze geschützt werden und auch nicht unter Wasser getaucht werden. Auch Handschuhe sowie Neoprensocken können im Wasser vor einem zu hohen Wärmeverlust schützen.
Lassen Sie sich Zeit
Beim Einsteigen ins Wasser sollten Sie sich Zeit nehmen, auf die Atmung achten und auf keinen Fall direkt ins Eiswasser springen. Zu Beginn ist es am besten auch nur wenige Sekunden im Wasser zu bleiben und sich langsam von Mal zu Mal an längere Zeiten heranzutasten. Auch auf Schwimmen und Bewegung sollten Sie verzichten, um nicht noch mehr Wärme zu verlieren. Sinken Sie lieber bis zur Brust ins Wasser und konzentrieren sich auf ihren Körper und eine ruhige Atmung.
Packliste für ein Eisbad in der Natur:
- Badehose, Badeanzug oder Bikini
- Handtücher oder Saunakilt
- Badelatschen oder eine Unterlage zum Umziehen, z.B. eine Isomatte
- warme, bequeme Wechselkleidung
- Mütze oder andere warme Kopfbedeckung, Handschuhe
- eine Kleinigkeit zu Essen oder Traubenzucker
- warme Getränke, z.B. Tee
Eisbaden zu Hause
Besonders nach dem Sport lechzt der eigene Körper nach Abkühlung und Erholung und auf den Muskelkater am nächsten Tag kann man auch getrost verzichten – da kann ein Eisbad wahre Wunder bewirken. Wer dafür keinen passenden Teich vor der Haustür hat oder die Vorzüge des Winterbadens auch in den anderen Jahreszeiten genießen möchte, kann sich zu Hause in der Badewanne, einem Planschbecken oder einem großen Plastikbehälter selber ein Eisbad zaubern.
Auch zu Hause sollten Sie auf ihren Körper hören und sich nur langsam an die ideale Zeit von 15 Minuten herantasten oder die Wassertemperatur Schritt für Schritt verringern.
Welche Vitamine sind beim Eisbaden wichtig?
Sie halten sich für eine echte Frostbeule? Wer seinen Körper besonders gut aufs kalte Vergnügen vorbereiten möchte, sollte ihn mit ausreichend Vitamin A und Omega-3-Fettsäuren versorgen. Mithilfe dieser Stoffe stärkt der menschliche Organismus nämlich seine Thermoregulation und Kältetoleranz und wir frieren nicht so schnell. Dafür sollten Sie generell auf eine ausgewogene Ernährung achten und sich während Ihrer Eisbadesaison den Extraschub Vitamin A aus Obst und Gemüse wie Aprikosen, Spinat, Paprika oder Grünkohl holen.
Gibt es Risiken, Nebenwirkungen oder No-Gos?
Auch wenn Eisbaden viele positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, birgt es doch einige Risiken und ist nicht für jedermann geeignet.
Risiken fürs Herz
Bevor Sie sich dem nasskalten Hobby widmen, sollten Sie mit ihrem Arzt sprechen und eine kardiologische Untersuchung durchführen lassen, um Vorerkrankungen des Herzens und Kreislaufprobleme auszuschließen. Wer unvorbereitet in ein kaltes Gewässer springt, setzt sich einer womöglich lebensgefährlichen Situation aus, da der extreme Kälteschock zu Herzrhythmusstörungen oder sogar Herzstillstand führen kann.
Unterkühlung
Achten Sie am besten auch darauf, nicht zu lange im Wasser zu bleiben, da sonst eine Unterkühlung droht.
Baden Sie niemals alleine!
Im Falle des Falles sollte immer mindestens eine weitere Person da sein, um helfen zu können.
Kein Alkohol!
Unter Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen sollten sie unter keinen Umständen in ein kaltes Gewässer steigen.
Achten Sie auf ihren Körper!
Wie bei jedem Sport sollten Sie sich komplett fit fühlen und keinesfalls krank oder geschwächt Eisbaden gehen.
(Quellen:https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/newsletter-gesundheit-im-blick/eisbaden-1070578,https://www.fitforfun.de/sport/weitere-sportarten/eisbaden-vorteile-risiken-und-wie-es-richtig-geht-235714.html,https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/immunsystem/eisbaden-das-muss-man-beachten/ ,https://www.fitbook.de/health/mit-eisbaden-fett-verbrennen ,https://eisbaden.de/abnehmen-durch-eisbaden/ ,https://www.on-running.com/de-de/articles/ice-baths-the-cold-hard-facts ,https://schnelleinfachgesund.de/eisbaden/ ,https://www.mylife.de/gesunde-ernaehrung/vitamin-a/ ,https://www.stern.de/kultur/eisbaden--hier-hat-die-sportart-eine-lange-tradition-31640862.html ,https://de.beatyesterday.org/health/body-soul/eisbaden-nach-dem-sport-8-infos-die-du-kennen-solltest/ ,https://richardstaudner.at/eisbaden/ ,https://www.redbull.com/at-de/theredbulletin/wim-hof-methode-eisbaden)